Über das U im kreativen Prozess

schiff2

Vor einigen Wochen hörte ich ein Interview zum Thema Kreativität, vor allem über den Weg des kreativen Prozesses. Es ging ums Durchhalten und warum manche Menschen ihre Ideen erfolgreich umsetzen können und andere nicht.Dummerweise habe ich vergessen, wie der Interviewte hiess… Jedenfalls verglich er den kreativen Weg den man während eines Projektes geht mit einem grossen U. An Stelle des U’s kann man sich auch zwei gegenüberliegende Bergspitzen vorstellen.

Also, man steht auf dem einen Gipfel und sieht in der Ferne den anderen Bergspitz, der das erklärte Ziel ist. Man ist voller Elan und Energie und bestimmt auch schon voller Vorfreude auf das Ziel. Der Abstieg von dem einen Berg beginnt. Noch ist das Ziel, die andere Bergspitze, in Sicht. Guter Dinge wandert man weiter. Das kreative Projekt wird in Angriff genommen. „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne…“

Das Tal kommt näher, das Licht wird schwächer und das Ziel ist nicht mehr in Sichtweite sondern ganz weit oben und weit weg. Man ist im Tal des U’s angekommen. Und genau das ist die härteste Phase. Ich stelle mir das bildlich vor. Das Ziel nicht mehr vor Augen, muss man sich durch das Tal kämpfen. Vielleicht sind in dem Tal steinige Wege voller Dorngestrüpp, wilde Tiere, unbekannte Geräusche und Dunkelheit. Die steinigen Wege stehen für den Chrampf, der beinahe jede kreative Arbeit irgendwann inne hat. Das Dorngestrüpp steht für Dinge, die nicht genau so funktionieren, wie man möchte. Die wilden Tiere stehen für die Menschen, die es einem schwer machen, die einem Knüppel zwischen die Beine werfen oder negative Energien versprühen. Die unbekannten Geräusche sind die Zweifel die einen beschleichen können und die Dunkelheit nimmt einem die Möglichkeit, den richtigen Aufstieg auf den Zielberg zu finden.
In diesem Moment geben viele auf, verwerfen ihr Projekt. Sie fühlen sich unfähig, zweifeln an sich selbst, sind müde. Das kann eine Näharbeit sein, ein Buch das man schreiben möchte, ein Gemälde, Renovationsarbeiten am Haus oder eine Töpferarbeit. Es gibt tausende Möglichkeiten. Und dann gibt es die Menschen, die sich durchbeissen, den Weg nach oben suchen, die Müdigkeit eisern überwinden und das Ziel zumindest innerlich nicht aus den Augen verlieren. Aller Unbill zum Trotz glauben sie an sich und machen weiter. Sie finden den Weg, der sie zum Ziel führt, gehen stetig bergauf. Der Gipfel kommt wieder in Sicht was ihnen hilft, den letzten Teil der Strecke wieder leichtfüssiger zu gehen. Und tataaaaa, am Ende ist das Ziel erreicht.

Kennt Ihr das Gefühl im Tal des U’s zu stecken? Was tut Ihr, um diese Strecke zu meistern? Ich frage mich auch, zu welchem Typ Mensch ich gehöre…Es kommt wohl auf das Projekt an und wie stark die Motivation am Anfang schon ist. Die Vorstellung des U’s hilft mir aber, das Tal zu durchschreiten. In meiner Phantasie metzle ich dann mit einer Machete alles nieder, was mir im Weg steht um so schnell wie möglich den Weg nach Oben zu finden. Der eine oder andere findet diese Bilder vielleicht kindisch. Ich würde eher sagen, sie sind kindlich. Jeder Mensch sollte sich seine Kindlichkeit bewahren und versuchen, seine Ideen und Projekte mit einer grossen Portion kindlicher Unbeschwertheit und Freude an zu packen. So wird das Tal im U nicht gar so schlimm werden. Was denkt Ihr?

Das Bild oben ist aus meinen Vorbereitungen für den „Let’s get messy“ Workshop in zwei Wochen. Ich freue mich sehr auf diesen Kurs! Doch vorher steht ein kurzes Reisli an und die Drehkurse starten auch wieder. Bilder von allem folgen hier auf diesem Blog.
Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern einen guten Start in die neue Woche!
a